ANGELO*SOLIMAN

Ballet d´action von Bert Gstettner

Schicksal oder Vorherbestimmung?
Was wir an historischen Begebenheiten nachzeichnen konnten, zeigen wir - was gewesen, wie es ausgegangen und was davon übrig geblieben ist: eine choreographische Hommage an Angelo Soliman eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Wien des 18.Jahrhunderts.

Szenario und Musikauswahl
Um dem Lebensgefühl zur Zeit Angelo Solimans in Wien nachzuspüren, wurde Musik von Christoph W. Gluck aus "Le Festin de Pierre" und "Semiramis" verwendet. Weiters, in Bezug auf Solimans Freimaurer Tätigkeit, W. A. Mozarts "Maurerische Trauermusik". 1996 entstand eine elektroakustische Komposition von Elisabeth Schimana, diese bildet den Gegenwartsbezug und den Kontrapunkt zur historischen Musik. Das Ton-Rohmaterial ist teilweise am toten Körper am Seziertisch aufgenommen - das lange Echo der noch immer hörbaren Arbeit an Angelo Solimans Präparation zum Schauobjekt.

Choreografie
Schritte in vergangene Zeiträume. Menschen zwischen Bewegung und Nichtbewegung vorgefunden - Tote, die am Leben sind - sich in plastische Tanzfiguren verwandeln sehen. Phantasmen - vielleicht.  

Die Premiere fand 1996 anlässlich des 200.Todestages von Angelo Soliman am 21. November 1796 statt, ausgestopft und ausgestellt anno 1797 im "k.k. Physicalischen Kunst und Natur Kabinet".
Uraufführung: 11.7.1996, MQ Wien, Halle D (Raumbühne)
Bühnenversion: 23. - 25.10.1997 MQ Wien, Halle G
Gastspiele: 1.10.1996 Eröffnung von MOT Internat. Theatre Festival Skopje | 4. - 8.11.1997 Mexiko City, Teatro de la Danza

SOLIMAN*REVISITED (2011)>>>

Presse
"Vom ausgestopften Mohren. Bert Gstettner und sein Ensemble Tanz*Hotel haben anläßlich des Milleniums den authentischen Fall des vor 200 Jahren verstorbenen Schwarzen Angelo Soliman als spannendes tanztheatralisches Projekt aufbereitet. (...) Mit viel inszenatorischem Geschick und Witz verwandelt Gstettner seine behenden Tanz-Akteure in Schau-Tänzer des Barock. Teile aus Glucks berühmten Ballettpantomimen (Don Juan, Semiramis) und Mozart transportieren den Ort- und Zeitwechsel ideal. Für abstrakte Nüchternheit sorgen Elisabeth Schimanas Klang-Installationen."
 KURIER, Andrea Amort, 13. Juli 1996

 "Rette seine Haut, wer kann. Mit Angelo Soliman, inmitten grotesker Hofschranzen, von fellinischer Dimension, wird in Gstettners Version daraus eine satirisch-komische Auseinandersetzung mit dem Leben am Hofe der absolutistischen Habsburger-Regenten. (...) Bewundernswert die Körperbeherrschung und der Einsatz der sieben Tänzer - vor allem im letzten Teil, in dem die Tänzer wie leblose Schauobjekte in den Vitrinen verharren oder wie Holzpuppen umhergezerrt werden. Bert Gstettners Angelo*Soliman, den man auch als einen der wenigen kritischen Beiträge zum Millenium betrachten könnte..."
 WIENER ZEITUNG, Brigitte Suchan, 14. Juli 1996  

 "Ausgestopft im Museum. Exzellenzen ausstopfen, ein Unfug", nannte Fritz von Herzmanovsky-Orlando einen seiner skurrilen Textentwürfe. (...) Gstettners Choreographie (...) erzählt die Geschichte originell, mit Witz: Durch ein aturalienkabinett - betritt man die barocke Halle D der Hofstallungen. Auf einem Schachbrett werden Gesellschaftsrituale gezeigt, in einer Sand-Arena Glucks Pantomimen Don Juan und Semiramis. (...) Gstettners jungem Ensemble Tanz*Hotel gelingt ein effektvolles Spiel zwischen Geschichte, behutsamer Poesie und Groteske. Sehenswert!“
 NEUE KRONENZEITUNG, Karlheinz Roschitz, 16. Juli 1996

 "Eine weniger fremdenverkehrskompatible Annäherung an die Habsburger zeigen Tanz*Hotel mit ihrem ballet d’action Angelo*Soliman. (...) die Halle D im Museumsquartier erweist sich (...) als stilvolle Kulisse für die Geschichte vom hochfürstlichen Mohren, (...) die Tänzer finden zu einer eindringlichen Bewegungssprache, wenn es - endlich macht das Wort Sinn - ans Eingemachte geht."
FALTER, Tanja Paar, 29/ 19.-25.7.1996

"There was commitment, passion and fanaticism in the Austrian dancers play. Besides their outstanding technique and innovations in the use of the physical expression ("a specific spiritual state corresponds to every movement of the body"), which in facts has enabled the incredible fullness and rhythm of the performance, one must also point out the impressive visualisation of the show expressed rationally: with rare objects and costumes. If we add to this the excellent music we get a performance truly complete in every aspect, which will be remembered as one of the best on the 21st MOT! ..."
 BLEF, Todor Kuzamanov, November 1996


  

Team
Dramaturgie & Choreographie   Bert Gstettner
 Tanz   Werner Bechter, Zdeno Dlhos, Christophe Dumalin, Francisco Natera, Chris Haring (Igor Sviderski),
Giordana Pascucci, Ina Rager    Bühnenbild   Gernot Sommerfeld    Klangregie   Elisabeth Schimana   
Kompositionen   Christoph Willibald Gluck, Wolfgang Amadeus Mozart, Elisabeth Schimana   
Ausstattung   Bert Gstettner, Heidemarie Just, Gernot Sommerfeld 
Kostüme   Igor Sapic    Beleuchtung   Klaus Peter    Mitarbeit   Allen Browne
Recherche   Gabi Schuster, Bert Gstettner    Forschung  Monika Firla    Graphik   Kornelius Tarmann
Produktion   Tanz*Hotel / Art*Act Kunstverein


 
 Angelo Soliman
Königssohn und fürstlicher Haushofmeister
Geboren in Afrika, vermutlich um 1720, gestorben in Wien am 21. November 1796.
"Der Neger Angelo Soliman war eine der bekanntesten Gestalten des josephinischen Wien. In seiner Heimat hieß er Mmakadi Make. Er wurde von Sklavenhändlern geraubt und gelangte nach Messina, wo er getauft wurde. Seither hieß er Angelo Soliman. Der Knabe trat in die Dienste des Fürsten Johann Lobkowitz und später in die des Feldmarschalls Joseph Wenzel Fürsten von Lichtenstein.

Nach dessen Tode wurde Soliman Haushofmeister des regierenden Fürsten Franz Joseph von Liechtenstein. Soliman starb an einem Schlagflusse. Er war Mitglied der Freimaurerloge 'Zur wahren Eintracht'.

Dem toten Soliman war keine Ruhe gegönnt. Seine Haut wurde ausgestopft und im kaiserlichen Naturalienkabinett zur Schau gestellt. Dort blieb sie bis 1806. Dann wurde das eigentümliche Stück auf dem Dachboden der Hofburg verwahrt, wo es während der Belagerung Wiens im Jahre 1848 verbrannte."
Francoirs Gonoro's Silhouetten aus dem Jahr 1781. Unbekannte Bildnisse aus alter Zeit beschrieben von Victor Klarwil. Wien, Berlin, Leipzig, München 1922.

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