TIME*SAILORS III - Donaukanal 1998

"wir erklären die Schleuseninsel zu einem Artefakt - das Zeitschiff "

11tägige Performance 9.-19. Juli 1998, bei der die Kaiserbadschleuse am Donaukanal dauerhaft bespielt wurden.

Ein interdisziplinäres Bildfahrzeug destination unknown and back; eine Symbiose von Tanz, Musik, Architektur und öffentlicher Stadtraum online dokumentiert. 11 Tänzer, Musiker, Performer 11 Tage lang on board – eine Zeitreise an Ort und Stelle.


Performance am 9. Aktionstag

Destination unknown
Zeit, dieses unser ganzes Leben mitbestimmende Phänomen, bildet den Ausgangspunkt für die künstlerische Aufgabenstellung zum Projekt Time*Sailors. Aspekte zum Thema Zeit wie Vervielfachung, Verlangsamung, Beschleunigung, Rhythmus, und besonders die Untersuchung der Beziehungen zwischen Raum und Zeit, Klang und Echo, Bewegung und Stillstand, bilden die tragenden Elemente der Performance. Die Situation, einen fest verankerten und schiffsähnlichen Raumkörper in Bewegung zu bringen, ist paradox - wir erklären die Schleuseninsel zu einem Artefact, verwandeln sie in das "Zeitschiff", auf dem wir 11 Tage unterwegs sind. In diesem Zeitraum wird das Zusammenspiel von Tanz-Musik-Licht-Architektur, Wachen und Schlafen, sichtbar - so konzipiert, daß vorgefertigte Teile und spontan entwickelte Elemente in die Installation und Performance einfließen. Vergleichbar einem Expeditionsschiff, ist nicht gänzlich vorhersehbar wie der Verlauf dieser Reise durch die Zeit sein wird. Definitiv ist, daß unsereEindrücke und Erlebnisse während dieses 11-tägigen Experimentes kommuniziert werden, sichtbar gemacht durch die sich verändernde akustische und visuelle Installation und die Performance der Tänzer und Akteure onboard. 


Proben im Studio in der Davidgasse 

 ***Logbuch/Zeitplan 6.-23.7.1998***
Montag, 6.7.98: Anlieferung & Kranung der Container | Transporte & Beladung der Container am Ufer
Dienstag, 7.7.98: Containerunterbau onboard | Anlieferungen: Aggregat, Betonwürfel, Rahmenkonstruktionen, Tanks, Diesel | Wachdienst am Ufer!  
Mittwoch, 8.7.98: Kranung Container & schweren Teile onboard | Vorbereitungen onboard: Verkabelung Ton, Licht, Strom  & Strom-, Telefon-, Wasseranschluß | Wachdienst onboard! Aktion 
Donnerstag, 9.7.98: Beladung Lebensmittel, Einrichtungsgegenstände | Installationen Onboard: Küche, Sanitär, Standleitung, Licht | Bezug der Container | Abfahrt und Schiffstaufe | >>>
Freitag, 10.7.98: Installation Raumbühne, Licht/Projektionen, Klang | Tanzproben | Internet in Funktion | >>>  
Samstag, 11.7.98: Installation Raumbühne, Licht/Projektionen, Klang, Internet | Crossover der Bereiche, Materialentwicklung, Proben- Performance-Experimente | >>>  
Sonntag, 12.7.98: Crossover, Materialentwicklung, Internet-Performance-Experimente | >>>  
Montag, 13.7.98: Waschtag | mehr und weniger frei | teilweise Licht-Klang-Projektion | >>>  
Dienstag, 14.7.98: Komposition, Crossover-Verdichtung | 0-24  Performance-Progress | >>>  
Mittwoch, 15.7.98: Komposition, Crossover-Verdichtung | 0-24  Performance-Progress | >>>  
Donnerstag, 16.7.98: Gesamtkomposition | 0-24 Full-Performance | >>>  
Freitag, 17.7.98: Gesamtkomposition | 0-24, Full-Performance | >>>  
Samstag, 18.7.98: Gesamtkomposition | 0-24, Full-Performance | >>> 
Sonntag, 19.7.98: Ankommen, Zusammenpacken | Ausklang Onboard mit Empfang externe Mitwirkende & Gäste | Abbau | >>>
Montag, 20.7.98: Abbau der Installation | Von Board gehen | Abholen von leichtem Equipment, Material, etc. | Wachdienst am Schiff
Dienstag, 21.7.98: Container und schweres Material kranen | Ausladen der Container an Land | Abholung Aggregat, Ton, Licht | Endinspektion auf Schleuse | Wachdienst an Land
Mittwoch, 22.7.98: Abholung Container, Aggregat, Ton, Licht | Aufräumen T*H 
Donnerstag, 23.7.98: Abtransport Wassertanks, Betonwürfel, Rahmen

 
Aufbauarbeiten vor Ort, Kaiserbadschleuse am Donaukanal 

Crew Onboard 
  Raum/Bühne/Technische Leitung:  Christoff Wiesinger | Musik/Komposition:  Klaus Obermaier, Robert Spour | Licht/Projektion:  Gstettner, Wiesinger | Licht-/Bühnentechnik:  Erwin Breznik | Kantine: Rogerio Nunes | Logfiles:  Bert Gstettner | Tanz/Performance:  Werner Bechter, Zdeno Dlhos, Christophe Dumalin, Birger Persson, Alexander Strauß | Choreographie/Gesamtleitung:  Bert Gstettner

Crew Produktion / Dokumentation
Graphik-/Webkonzeption: Kornelius Tarmann | Webdesign/Updates: Judith Rataitz | Websupport: Klaus Peter | Digitalvideo: Peter Egger/Bernhard Schmid | Fotografie: Rainer Person | Kostüme: Heidemarie Just | Technische Konzeption: Christoff Wiesinger | Koordination/PR: Martina Hochmuth | Idee/Gesamtkonzeption: Bert Gstettner

Presse 
"Tanz*Hotel: Dance Environment Donaukanal. Die Tanz- und Performer-Truppe rund um Bert Gstettner konfrontiert ihr Publikum wieder einmal mit einer ungewöhnlichen Idee. Die Schleuseninsel auf dem Donaukanal, in der Nähe der U-Bahn-Station Schottenring, wurde kurzerhand zum Zeitschiff umfunktioniert, auf dem sich elf Mannen, die Time*Sailors, seit 9. Juli auf Zeitreise befinden. Bis zum 19. Juli ...  werden akustische und visuelle Installationen sowie Performances der Tänzer und Akteure zu sehen sein (...). Eintritt gibt es naturgemäß keinen, die Geschehnisse auf dem Zeitschiff, so soll u.a. etwa eine 10 m hohe Installation entstehen, werden für elf Tage zum Stadtbild gehören ...  Am Donnerstag verabschiedeten sich die Time*Sailors (...). Der Zugang zur Schleuseninsel wurde mit einer Plexiglasscheibe versiegelt (...). Zeitgleich hat eine elftägige Reise im Internet begonnen, die mit dem Geschehen auf dem Schiff korreliert."
Brigitte Suchan. Wiener Zeitung. 11.7.1998 

"Auf dem Weg ins Unbekannte. Fest verankert, mit dem Ufer durch einen schmalen Steg verbunden, ruht die Schleuseninsel Kaiserbad  im Wiener Donaukanal (...) zur Zeit der Schauplatz eines ungewöhnlichen Experiments (...). Mit Time*Sailors geht eines der interessantesten Projekte von Bert Gstettners Tanz*Hotel in die dritte Runde (...). Zeit, dieses unser ganzes Leben mitbestimmende Phänomen bildet auf der Insel inmitten symbolhaft vorbeifließenden Wassers auch jetzt wieder den Ausgangspunkt für die künstlerische Aufgabenstellung."
Annemarie Klinger. Neue Zeit 12.7.1998 

"Zeitreisen auf dem Donaukanal. Tanz*Hotel auf See (...) lebt, schläft, ißt, tanzt die Crew Bechter, Dlhos, Dumalin, Persson, Strauß auf einem seegefährtsähnlichen Körper, den Otto Wagner um die Jahrhundertwende geplant hat. Leiter Bert Gstettner bezeichnet das Areal als Zeitschiff. Vom Umgang mit und ihrem besonderen Erleben von Zeit in dieser Lebens-Lage berichten die Zeit-Segler aktuell im Internet."
Andrea Amort. Kurier. 13.7.1998

"Der tanzende Schleusenwart. Bert Gstettners Choreographie - ein Schiff auf dem Donaukanal (...). Auch wenn das Schiff noch im Donaukanal vor Anker liegt, haben die tanzenden Seemänner bereits ihre 'virtuelle' Zeitreise 'destination unknown and back' angetreten (...) 1995 kam die Bühnenfassung Time*Sailors heraus. Sequenzen dieser Choreographie haben heute noch Bestand und bilden die Grundlage für das Event. Die Time*Sailors bespielen ein 120 m langes Areal (...). Das Ensemble eilt im Laufschritt von Station zu Station, wo sich der betont virile Bewegungsduktus, in welchem sich stilisierte seemännische Arbeitsvorrichtungen wiederfinden, zum synchronen 'Ballett' verdichtet (...), ein Stadtraumprojekt, das den Gang zum Donaukanal lohnt."
Ursula Kneiss Der Standard. 15.7.1998

"Tänzer auf Zeitreise. Die zur Jahrhundertwende entstandene, seit Jahrzehnten ungenutzte Schleuseninsel im Donaukanal beim Schottenring wird von der Gruppe Tanz*Hotel zu einer ungewöhnlichen Aktion genutzt. Die Akteure leben seit 9. Juli auf dem fest verankerten Schiff und fühlen sich bis Sonntag als "Time*Sailors". Tagsüber lassen sie sich von Passanten beim Essen, beim Proben, einfach beim Leben beobachten.  Was zu mancher Verwunderung, aber auch Bewunderung führt. Ob Skater, Radler oder Spaziergänger: man hält inne. Abends, von 20.30 bis 22 Uhr, bietet man Publikum wie Passanten eine spezielle Performance.
Die Presse. 16.7.1998 

"Sailor, komm bald wieder. Jogger, Flex-Besucher, Spaziergänger und Radfahrer kennen die Schleuseninsel im Donaukanal, gleich bei der U-Bahn-Station Schottenring: ein schlankes, gemauertes 'Schiff' mit zwei alten Laternenmasten und ein paar verrosteten Relikten aus der Jahrhundertwende (...). Der Wiener Choreograph und derzeitige Captain Bert Gstettner (...)  hat seine Company Tanz*Hotel aus dem Theater in den öffentlichen Raum verfrachtet (...). Ein gewagtes Unterfangen, denn zugleich ist eine andere Tanzflotte in See gestochen: Das Festival 'Im Puls Tanz '98' (...). Was 'Im Puls' nicht hat: ein Zeitschiff, und das ist eine beachtliche Bühne, auch für ein weniger zahlungskräftiges Publikum - darunter besagte Jogger, Flex-Besucher, Spazierer und Radfahrer (...).  Beim ersten 'Antreten an Deck' ist zu spüren, daß hier eine Mannschaft am Werk ist; Frauen gibt es tatsächlich keine unter den Time*Sailors. Viril anmutende Begrüßungsrituale, mannschaftshafte Aufstellung im Kreis, Köpfezusammenstecken und der passende Kampfschrei wecken Assoziationen zum Sport. Obermaier/Spour lösen einen Fahrtwind aus, der recht schnell zu einer kräftigen, elektroakustischen Brise auffrischt. Die Tänzer (...) stemmen sich gegen den Sturm (...) und beginnen laut über die Zeit zu philosophieren (...).  Bert Gstettner bezeichnet die Reise auf dem 120m langen 'Granitschiff im Donaukanal, der Herzschlagader von Wien', als 'Geisterfahrt ins neue Europa 2000 - destination unknown and back' (...). Die Time*Sailors führen das Militaristische straffer Organisationsformen vor und ad absurdum."
Helmut Ploebst. Falter 17.-23.7.1998


Kranung der Container
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